Die „ Brückenstele“
Auslöser für die Serie „Brückenstele“ war die mutwillige Zerstörung der his –
torischen Brücke in Mostar, Hauptstadt von Herzegowina, während des Bosnien-
krieges!
Wir wurden hautnah Zeugen, wie eine Verbindung, Frieden und Zukunft schaffende
Einrichtung zu einem Weg des Zorns und der Vernichtung wurde.
Die Brücke – “ Auf zu neuen Ufern ! “ – , Sinnbild schlechthin für Neugier, Erwartung
und die Bereitschaft dem Unbekannten zu begegnen. Hier fiel sie dem Mißbrauch
zum Opfer und wurde so auch zu einem Symbol für die zwei Seiten einer Medaille.
Jede Stele ist ein Unikat. Im Lauf der Zeit hat es Variationen und Ausweitungen
des ursprünglichen Inhaltes gegeben, doch immer geht es um die Hoffnung auf eine
neue, positive Entwicklung in unserem Leben, in unseren Gesellschaften.
Die „Bürgerwehr“
Das fiktive Portrait ist von Anfang an fester Bestandteil in meinem Werk, sowohl in der
Zeichnung und Malerei, als auch in der plastischen Arbeit.
Es ist ein spannender Moment, wenn sich vor meinen Augen aus dem Nichts eine ganz
eigene Persönlichkeit entwickelt.
Es entstanden zunächst die “ Kopfstelen „, eine umfangreiche Serie mit fiktiven Bürger-
portraits .
Durch die zunehmende Macht von Wirtschaft, Industrie und der Finanzmärkte und der
Vorstellung, dass diese Feudalisierung des Geldadels in nicht allzu ferner Zukunft einer
starken Gegenbewegung bedarf, enstand die Idee einige Kopfstelen zusammenzufassen:
die “ Bürgerwehr „,
frei nach dem Motto: “ Gemeinsam sind ( wären ) wir stark “ !
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Laudatio – Ausstellung “ Im Feuer der Zeit “ – 7. Dezember 2006
Auszüge
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Im Jahr 1981 ist sie mit ihrem Mann von Berlin in ihr neues Nest – ein altes Hopfenbauern –
haus in Heideck – eingeflogen, das beide inzwischen zu einer vitalen Werkstatt, zu einem
weithin bekannten, sehr lebendigen Museum, zu einem ästhetischen Wohnmodell und zu einem
Kommunikationsfeld für Kunst umgeformt haben.
Insbesondere im südlichen fränkischen Archipel hat sich Gabriele Breuer mit ihrer Kunst
einen Namen gemacht : mit Ausstellungen, Aktionen, keramischen Großreliefs in Heideck
und Absberg sowie einem großen, dreiteiligem Brunnen auf dem Marktplatz von Heideck.
Für Gabriele Breuer findet in ihren Arbeiten eine Auseinandersetzung mit den elementaren
Dingen, der Dramatik und den Schattenseiten des menschlichen Daseins statt.
Sie sagt:
“ Ich möchte insbesondere Zusammenhänge der äußeren und inneren Situation des Menschen
sowie seine Stellung, seinen Wert im Gesamtgefüge – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – be-
greifen. Dazu bediene ich mich einer möglichst expressiven und oft auch realistischen Sprache,
bediene mich gern der Symbolik und Metapher, um der Vielschichtigkeit der Dinge auf die Spur
zu kommen. „
Die heutige Ausstellung zeigt einmal mehr, über welch professionelle Virtuosität Frau Breuer im
Umgang mit den malerischen und plastischen Möglichkeiten verfügt. Ihre Arbeiten zeigen von sou-
veränen handwerklichen Fähigkeiten.
In der Ausstellung werden Arbeiten aus den verschiedenen Schaffensperioden gezeigt.
Als freischaffende Künstlerin begann sie in den siebziger Jahren zunächst mit der Zeichnung.
Ein frühes Beispiel : “ Krieg und Frieden “ Die Graphitzeichnung entstand 1985.
Ein Mädchen hält eine Taube in seinen Händen. Sein Spielzeug liegt achtlos auf dem Boden.
Die Taube – verletzt und unfähig zu fliegen – hält sie schützend vor der feindlichen Umwelt im
Arm.
Eine Anspielung auf den damaligen Raketenstreit um die Pershing und SS 20 sowie die auf-
kommende starke Friedens – und Umweltbewegung.
Anfang der achtziger Jahre beginnt Frau Breuer mit Harzölfarben zu arbeiten. Es entstehen
zunächst Bilder in realistischer Malweise. Ab Mitte der achtziger Jahre, angeregt von den so –
genannten “ Jungen Wilden “ – Lüpertz, Immendorf, Baselitz gehören dazu – wollte sie
ihren Themen freier und expressiver Ausdruck verleihen.
Exemplarisch hierfür das Gemälde – “ Weibliche Figur mit Kind „
Eine weibl. Figur, die – mit einem Speer bewaffnet – ihr Kind und sich schützen will, vor einer
feindlichen Umwelt : die Wehrhaftigkeit der Frau und Mutter im Dienst ihrer Brut. Ein uraltes Bild
der Menschheitsgeschichte. Die Tiefenpsychologie spricht von einem Archetyp, geformt aus
dem archaischen und kollektiven Unbewussten.
Dafür gibt es in ihrem Schaffen zahlreiche Variationen.
Überhaupt wird das Weibliche in vielen faszinierenden Facetten, insbesondere auch im plastischen
Werk, dargestellt.
Das reicht von dem einen Pol : die weibliche Figur mit überdimensionierten Körperformen – gemeint
ist die Fruchtbarkeit der Frau im Dienste der Natur und Venus, bis hin zum anderen Pol : die hoch-
schlanke Gestalt , kämpferisch und wehrhaft “ ihren Mann stehend“ .
Das Prinzip der Dualität des Lebens ist in ihren Arbeiten allgegenwärtig.
Zum Beispiel in ihrem Werk: “ Dialog I “ und “ Dialog II “ , Mischtechnik: Acryl, Kohle
Da stehen sich die Gegensätze unmittelbar gegenüber:
Schwarz – Weiß , Gut – Böse, Gott – Mensch, König – Untertan , Hell – Dunkel, Animus – Anima,
Kind – Erwachsener , Krieg – Frieden
Der Betrachter bleibt im Ungewissen: Wird der Dialog fruchtbar sein ? Gibt es eine Vereinigung der
Gegensätze, oder verbleibt alles in ewigem Streit und unversöhnlichem Gegeneinander?
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Portraits – sowohl in der Zeichnung und in Gemälden, als auch in der Skulptur, bilden einen weiteren
Schwerpunkt. In ihnen manifestiert sich ein fiktives Individuum das, Zeuge seiner erlebten Zeit,
von der Vergänglichkeit, Raschlebigkeit und Brüchigkeit des menschlichen Lebens gezeichnet ist.
Der Mensch im Breuer’schen Kosmos ist ein verletztbares Wesen, das sich dem Leben stellen muss:
mit all den Anforderungen, Bedrohungen und Härten, die sich oft in die innere Welt einschleichen und
im Wechselspiel agieren.
Frau Breuer sagt dazu, dass dieses Schaffen eher unbewusst abgelaufen sei und damit auch eigene
Ängste verarbeitet wurden.
In den letzten Jahre begann ein langsamer Prozess, der zu einem bewussteren Umgang mit Thematik
und stilistischem Ausdruck führte.
In dieser neuen Schaffensperiode entstanden z.B. drei große Gemälde, in der die Künstlerin sich zur
Aufgabe gestellt hat die drei Grundfarben und ihre Wirkung, ihren Inhalt zu ergründen :
“ Goethes Blau “
“ Eisflut „
“ Die Farbe Rot „
Eine sehr schöne Erläuterung zu ihrer neuen “ Farbenlehre “ gibt Frau Breuer in einem Brief vom
Oktober 2005 an ihren elfjährigen, sehr kunstsinnigen Neffen:
“ Ich habe mir in meinen letzten Arbeiten zur Aufgabe gestellt die Grundfarben – Blau, Rot, Gelb ,
aber auch Weiß und Schwarz – zu thematisieren.
Das heißt: ich stellte mir die Frage, was ich mit der jeweiligen Farbe inhaltlich verbinde, welche Bilder
vor meinem inneren Auge auftauchen, wenn ich intensiv an diese Farbe denke.
Bei der Farbe Blau ist es der Himmel, das Meer, die unendliche Weite, das Fernweh, die Sehnsucht
und die Freiheit unserer Gedanken.
Bei der Farbe Rot denke ich an Wärme, Blut, Liebe, pulsierendes Leben, an Feuer, an ausbrechen-
de Vulkane, daran, dass unsere Erdkruste auf einem Feuerball schwimmt und an die Dramatik des
Lebens, an Gewalt und Krieg. In den letzten Jahren sind wir oft mit kriegerischen Auseinandersetzun-
gen konfrontiert worden.Die Berichterstattung über den Krieg in Jugoslawien hat mich damals stark
berührt, dann über Afghanistan, seit zwei Jahren über den Irak.
Alles was den Künstler beschäftigt und bewegt wird irgendwann in seinen Werken einen Niederschlag
finden.
Für die Farbe Rot faszinierten mich im Besonderen Bilder, die man in der heißen Jahreszeit oft in den
Medien sieht, wenn bei großer Trockenheit Feuer ausbricht und die Landschaft verwüstet. Dann stellen
sich automatisch Associationen ein: auch ein Krieg der über das Land fegt vernichtet was sich ihm
in den Weg stellt. Oder – die ganz natürliche Dramatik unseres Daseins: im Feuer der Zeit vergeht das
Leben.
So entstand das dreiteilige Bild mit dem Titel: “ Die Farbe Rot „ .
Im linken Teil geht ein Baum im Feuer auf. Der Baum, mit seinen starken Wurzeln als Inbegriff von
Leben. Im Mittelteil ist der Himmel glutrot und über die Landschaft ergiesst sich wie Lava ein roter
Strom von vergehendem Leben. Im rechten Teil ist nur noch langsam erkaltender Rauch zu sehen.
Das Feuer, der Krieg, das Leben hat sich in einem dramatischen Akt aufgebäumt, ist wieder in sich
zusammengefallen – übrig bleibt fruchtbare Asche, die in der Erde neues Wachstum vorbereitet. “
Eine Zeile an der Basis des Triptychon ergänzt die Sinnhaftigkeit :
FEUERLÖSCHT INBRUNST SCHRECKNISZURUNKENNTLICHKEIT OHSCHRECK DERDIEDAS
ISTWEG
Das dritte und jüngste Bild der Farbenperiode ist das Diptychon “ Eisflut “ . Es wird die „Farbe“ Weiß
thematisiert.
Zwei gewaltige Eisblöcke nehmen das Land in ihren Würgegrif, zermalmen es und machen die Erde un-
bewohnbar. Ein Sinnbild für Kälte und Eis die über uns kommen und das Leben erstarren lassen.
Mir kam die Association an den US-Amerikanischen Flugzeugträgre in der Morgendämmerung des
Persischen Golfes, der den Krieg gegen den Irak anzettelte. Die US-Regierung erlebt ja jetzt mit diesem
Krieg ihre Götterdämmerung.
Die dazugehörigen Hieroglyphen sind ein inständiges Stoßgebet:
LASSAB EISIGERWELTENFLUT ERBARMENWARMUNDROT ANUNSERNGESTADEN TUTNOT
Mit diesen Bilder der Farbenperiode hat Frau Breuer ihre Ausdrucksmöglichkeit erweitert. Ihr Stil verdichtet
sich in eine meditative Tiefendimension, befreit die Farbe von der Sklaverei der Abbildhaftigkeit.
Inhaltlich zeigen “ Die Farbe Rot “ und “ Eisflut “ wohin unser Globus treibt, wenn nicht eine kluge Steuerung,
ein vernünftiges Handeln und ein gutes Regieren den inneren und äußeren Feuersbrünsten und Eisesfluten
Einhalt gebieten.
In diesem Sinne setzt in meinen Augen die Künstlerin auch mit der Stele “ Bewachte Brücke „ ein Signal.
Eine Serie von Unikaten mit einem Grundthema, das immer wieder neu variiert wird.
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